Warum ich das schreibe? Die Gedichtbände in Buchläden werden immer in die versteckten, verstaubten Ecken gestellt, so als schäme man sich ihrer. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wem ich das vorwerfen kann, so verpasst mir diese Realität eine Unruhe. “Die Frist der Gedichte sei abgelaufen” oder „Die heutige Zeit interessiert sich nicht für Gedichte, Jugendliche schon gar nicht!“ So schallt das Echo der Enttäuschten. Und Rapp-Texte, Pop-Songs, tausendfach geträllert, mitgesungen, abgetanzt, hingerotzt. Sind das etwa keine Gedichte, ob man sie nun altmodisch als solche zu bezeichnen wagt oder eben „Lyrics“ heißt, um dadurch cooler, frecher, zeit-gemäßer zu wirken? Ob gereimt oder gehustet, hingeworfen oder in genaue Form ziseliert, ob gesungen oder geschrien – im Grunde genommen stehen wir noch immer mit der Lyra auf der Bühne und erzählen Bilder, mit zitternden Knien und zitternder Seele. Gedichte seien out, tot, verstaubt, vergangen? Von wegen! Nach eigener Erfahrung: Alte Huren kommen in Bordellen auch nicht ans Schaufenster, sie haben aber die besten Geschichten zu erzählen. Zu romantisch? Egal!Unsere moderne Zeit hat irgendwie den komischen Trieb, mit Paketen wie Demokratie, Gleichberechtigung, Ordnung usw. die Traumwelt des menschlichen Wesens zu zügeln. Der saubere Käfig oder ein wilder Wald, wohin will die Seele? Unter dieser Kontrollmechanismus wird der “freie Geist” in hygienischen Kammern erstickt. Alles, was die Entwicklung zu einem künstlichen Systemglied wandelt, leidet von seiner Natur aus an dieser Aufdringlichkeit. Trotz allem gibt es noch was zu sagen. In diesem Band haben 49 Dichter ihre Kammern geöffnet. Bedingungslos!Bleibt zu hoffen, dass dieser Verlag vor seiner Pleite weiterhin solche Bände veröffentlicht. Durch Teilen vermehrt sich das Leben! Zu Kitsch? Egal! Dincer Gücyeter Gründer des elifverlags
Warum ich das schreibe? Die Gedichtbände in Buchläden werden immer in die versteckten, verstaubten Ecken gestellt, so als schäme man sich ihrer. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wem ich das vorwerfen kann, so verpasst mir diese Realität eine Unruhe. “Die Frist der Gedichte sei abgelaufen” oder „Die heutige Zeit interessiert sich nicht für Gedichte, Jugendliche schon gar nicht!“ So schallt das Echo der Enttäuschten. Und Rapp-Texte, Pop-Songs, tausendfach geträllert, mitgesungen, abgetanzt, hingerotzt. Sind das etwa keine Gedichte, ob man sie nun altmodisch als solche zu bezeichnen wagt oder eben „Lyrics“ heißt, um dadurch cooler, frecher, zeit-gemäßer zu wirken? Ob gereimt oder gehustet, hingeworfen oder in genaue Form ziseliert, ob gesungen oder geschrien – im Grunde genommen stehen wir noch immer mit der Lyra auf der Bühne und erzählen Bilder, mit zitternden Knien und zitternder Seele. Gedichte seien out, tot, verstaubt, vergangen? Von wegen! Nach eigener Erfahrung: Alte Huren kommen in Bordellen auch nicht ans Schaufenster, sie haben aber die besten Geschichten zu erzählen. Zu romantisch? Egal!Unsere moderne Zeit hat irgendwie den komischen Trieb, mit Paketen wie Demokratie, Gleichberechtigung, Ordnung usw. die Traumwelt des menschlichen Wesens zu zügeln. Der saubere Käfig oder ein wilder Wald, wohin will die Seele? Unter dieser Kontrollmechanismus wird der “freie Geist” in hygienischen Kammern erstickt. Alles, was die Entwicklung zu einem künstlichen Systemglied wandelt, leidet von seiner Natur aus an dieser Aufdringlichkeit. Trotz allem gibt es noch was zu sagen. In diesem Band haben 49 Dichter ihre Kammern geöffnet. Bedingungslos!Bleibt zu hoffen, dass dieser Verlag vor seiner Pleite weiterhin solche Bände veröffentlicht. Durch Teilen vermehrt sich das Leben! Zu Kitsch? Egal! Dincer Gücyeter Gründer des elifverlags